Der Traum vom Frieden – Folge 7

Der 2. Weltkrieg hallte noch nach, als die junge Bundesrepublik das Recht, den Kriegsdienst aus Gewisssensgründen zu verweigern, in ihr Grundgesetz schrieb. Der junge Mann – damals waren es nur Männer – konnte stattdessen zum Zivildienst herangezogen werden. Doch zwischen dem Gewissen und dem Zivildienst stand die Gewissensprüfung….

Franz Josef Degenhardt – Befragung Eines Kriegsdienstverweigerers – [politisches liedgut] – YouTube

 Franz-Josef Degenhardt ließ sich 1969  als Anwalt in Hamburg nieder, verteidigte Mitglieder der APO und später auch der RAF. Als Liedermacher sang er gegen die Notstandsgesetze, gegen den Vietnam-Krieg, später gegen den Radikalenerlass und die Berufsverbote. In der damaligen BRD der 1960er und 70er, aufgerüstet und gepanzert als Bollwerk des Antikommunismus, orientierte sich  Degenhardt immer weiter nach links. 1978 trat das ehemalige SPD-Mitglied in die frisch gegründete DKP ein.

 

Amanda Gorman – Ihr Gedicht zur Inauguration von Biden und Harris

Amanda Gorman – 22 Jahre alt und schon eine anerkannte Poetin hat am vergangenen Mittwoch Geschichte gemacht. Sie war die jüngste Person, die jemals zu einer Inauguration eines amerikanischen Präsidenten gesprochen hat. Eingeladen hatte sie Jill Biden, die neue First Lady, die die junge Frau aus Los Angeles bei einer Lesung in der Kongressbibliothek kennengelernt hatte.  Ich habe mich an einer Übersetzung versucht, die jedoch kaum die poetische Kraft des Originals (weiter unten) erreichen wird.

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Literaturtipp: Lyrik von Attila Jòszef

Attila Jószef gehört zu den bedeutendsten Dichtern Ungarn im 20. Jahrhundert. 1905 wurde er in einfachen Verhältnissen geboren. Seinen Besuch eines Gymnasiums musste er durch verschiedene Arbeiten finanzieren. 1922 erschien sein erster Gedichtband; zu diesem Zeitpunkt war er noch Unterprimaner. Immer wieder geriet er mit seiner fortschrittlichen Dichtung in Schwierigkeiten; so konnte er zum Beispiel die angestrebte Lehrerlaufbahn nicht einschlagen. Er begann in Szeged, Ungarisch, Französisch und Philosophie zu studieren, lebte ein paar Jahre in Wien, dann in Paris, schlug sich mit kleinen Arbeiten durch. 1927 trat er in die kommunistische Partei Ungarns ein, aus der er später wegen seines Interesses an den Freudomarxismus (Der Freudomarxismus ist eine Gesellschaftstheorie, die aus einer Verbindung der Theorien von Sigmund Freud und Karl Marx  den 1920er Jahren entstanden ist.) ausgeschlossen wurde. Jòszef litt in seinen späten 20ern an starken Depressionen; 1937, im Alter von 32 Jahren, beendet er sein Leben.

Dies ist eins meiner Lieblingsgedichte:

Die künftigen Menschen

Die künftigen Menschen werden Kraft

und Zartheit sein.

Sie werden die eiserne Maske der Wissenschaft

zerbrechen,

um die Seele auf dem Antlitz des Wissens sichtbar

zu machen.

Sie werden Brot und Milch küssen

und mit der Hand, die das Haupt des Kindes

streichelt,

aus dem Gestein Metalle und Eisen schürfen.

Mit den Gebirgen werden sie Städte errichten.

Ohne Hast werden ihre riesigen Lungen

Gewitter und Stürme einatmen,

und die Ozeane werden ruhen.

Immer erwarten sie den unerwarteten Gast

und haben für ihn gedeckt

den Tisch und auch ihr Herz.

Möget ihr ihnen ähnlich sein,

daß eure Kinder mit Lilienfüßen

unschuldig das Blutmeer durchschreiten,

das zwischen uns liegt

und ihnen.

26.05.20 -mf-