Etwa 60 Antifaschist*innen beteiligten sich am Samstag dem 16.5.2020 an einer weiteren Kundgebung des Runden Tischs gegen Rassismus und Faschismus Kiel gegen rechtsoffene Corona-Aufläufe in Kiel. Unter dem Motto „Verschwörungstheorien gefährden ihre Gesundheit“ hatten sich die Teilnehmer*innen am Nachmittag zunächst am Platz der Matrosen versammelt. Nach zwei Redebeiträgen wurde die Kundgebung beendet.
Ein Großteil zog anschließend weiter zum Asmus-Bremer-Platz, um sich einer Versammlung der „Corona-Rebellen Kiel“ entgegen zu stellen. Hierbei handelt es sich um einen weiteren losen Zusammenschluss, in dem sich diverse Facetten der seit einigen Wochen bundesweit auf die Straßen drängenden „Corona-Skeptiker*innen“ vereinen. Das Bild auf dem Asmus-Bremer-Platz war, anders als die Aktionen des „Demokratischen Widerstands“ in den drei Wochen zuvor, deutlich weniger durch vordergründig alternative Akteure geprägt, vielmehr dominierten Wutbürger*innen mittleren Alters die Szenerie. Antifaschist*innen postierten sich mit einem meterlangen Transparent im Rücken der Pseudo-Rebellen und stellten klar: „Verblödete Eso-Hippies und reaktionäre Chauvinisten-Männer sind kein Widerstand.“
Erstmalig zogen die Teilnehmer*innen mit ihrer Mahnwache gegen gesellschaftliche Solidarität in Zeiten der Pandemie auch als Protestspaziergang durch die Innenstadt. Nach einem konfus anmutenden Aufbruch bewegten diese sich zunächst zum Alten Markt und zum Schlossgarten und anschließend wieder zurück durch die Holstenstraße zum Holstenplatz, wo die Versammlung nach einer Stunde aufgelöst wurde. Begleitet wurde der skurrile Aufzug, bei dem Grundgesetz, Alukugel, Besorgnis und Verschwörungsblödsinn Hand in Hand gingen und „Die Gedanken sind frei“ geträllert wurde, von antifaschistischen Protesten. Immer wieder kam es zu hitzigen Diskussionen, Pöbeleien und dem Rufen der Parole „Mit rechten Spinnern Hand in Hand, das ist Euer Widerstand!“. Ab Alter Markt begleiteten deshalb vermehrt Polizeikräfte das Geschehen.

Noch ein Bild von unserer Kundgebung gegen die rechten „Corona-Rebellen“ in Kiel. Solidarisch gegen die Ausbreitung des Corona-Virus, solidarisch gegen das Virus des Rassismus – vieles gehört dazu. Dazu gehört, dass wir auch in dieser Zeit unsere demokratischen Rechte in der Öffentlichkeit wahrnehmen; das tun wir mit unseren Demonstrationen und Kundgebungen. Dazu gehört, dass wir dort klare Kante zeigen gegen Verschwörungstheorien, gegen Antisemitismus, gegen das Auftreten von Rassisten und Nazis. Dass wir gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Schultern der arbeitenden Menschen und der Erwerbslosen kämpfen und deren Kämpfe in der Krise unterstützen. Dass wir in der Solidarität mit Geflüchteten nicht nachlassen; wir müssen verhindern, dass die Krise als Ausrede benutzt wird, Tausende Menschen ins Elend der Lager an den Außengrenzen europäischer Staaten zurückzustoßen. Solidarische Städte, sichere Häfen – gerade jetzt muss sich beweisen, dass diese Erklärungen ernst gemeint sind. – Dies und vieles mehr gehört dazu, hier und jetzt, und: dass wir uns gemeinsam auf die Auseinandersetzungen vorbereiten, die uns „nach Corona“ erwarten und von Leuten wie Friedrich Merz schon angekündigt wurden.