Liedgrüße von Günther Harms

Liebe Aktive bei den Omas gegen Rechts in Kiel,

aus aktuellem Anlass…

Derzeit wird uns vor Augen geführt, wie autokratisch gelenkte Mächte das Zusammenleben der Menschen gefährden und menschliche Werte außer Acht lassen. Die europäischen NATO-Verbündeten reagieren mit gigantischen Finanzierungsplänen für eine nie dagewesene Aufrüstung. Kooperation statt Konfrontation, Diplomatie statt Denken in militärischen Kategorien  – dies scheint in weite Ferne gerückt.

Wo Unsummen für den Verteidigungsetat angedacht sind, werden Gelder rar sein, um Maßnahmen gegen soziale Benachteiligung, für bezahlbares Wohnen u.ä. umzusetzen  – Unzufriedenheit vieler bietet wiederum guten Nährboden für rechte Brandstifter…

In dieser herausfordernden Lage sind Organisationen/Gruppen/Initiativen wie die Ihrige/eurige so wichtig. Das Eintreten für Ziele wie Toleranz, Vielfalt und die unsere Demokratie begründenden Freiheits- und Menschenrechte, für die Perspektive friedlichen Miteinanders statt Ausgrenzung und Feindbildern, darf nicht nachlassen.

In diesem Sinne sende ich gerne wieder Lieder an Sie/euch, gedacht als mahnende Botschaft und vor allem Ermutigung, weiter entschlossen für diese Ziele aktiv zu sein. Wie es aussieht, wird es hierfür noch einen sehr langen Atem brauchen…

Beste Grüße von Günther Harms

Democracy in DANGER https://youtu.be/Mu6JnmKMDW0

Nie wieder… https://youtu.be/87iWL3pMpV0

Die Ballade vom ICH https://youtu.be/JwV0dkq5ZiM

Kleine Pause

Einmal durchatmen, das wollten wir OMAS GEGEN RECHTS nach der Wahl auf jeden Fall tun. Zumal durch all unsere vielen Aktionen vor und zur Wahl sehr viele neue OMAS den Weg zu uns gefunden haben. Bei unseren monatlichen Standardtreffen handelt es sich immer um durchgetaktete Arbeitstreffen bei denen das Kennenlernen und der persönliche Austausch oft zu kurz kommen.

Über unser gemeinsames politisches
und gesellschaftliches Engagement finden wir zwar immer sehr schnell zusammen, trotzdem war es nun mal an der Reihe, sich in lockerer Runde  auch über andere Themen zu unterhalten und sich so noch besser kennenzulernen.

Bei einer gemeinsamen Spazierrunde am Nordostseekanal sowie beim Kaffeetrinken danach haben wir neue Ideen und Impulse ausgetauscht und konnten neue Energie tanken. Damit sind wir für die nächsten Aktionen wieder gewappnet, die ja sofort nach der Wahl weiter gegangen sind und stetig weiter gehen.

 

Fridays for Future

Ein Bericht von OMA Astrid M. 

Am Freitag, 14.Februar, gab es im Rahmen des von den Fridays for Future ausgerufenen bundesweiten Klimastreiks auch in Kiel auf dem Exerzierplatz eine Demonstration. Es kamen rund 2000 überwiegend jüngere Menschen,. Wie jedes Jahr waren wir eingeladen uns mit einem Redebeitrag einzubringen, und auch das mitgebrachte Backwerk war wie immer begehrt.

 

 

Zu Beginn der Veranstaltung wurde mit einer stillen Minute den Opfern des Attentats in München gedacht.

Auf unserem Tisch lagen Infokarten, Bonbons mit Vitaminen gegen Rechts und aus der Bastelgruppe Samentütchen gegen das Braun, Zettel mit dem Text unserer beiden Lieder. Eine Augenweide und ein Genusss waren die selbst gebackenen Kekse, Törtchen, Tartes und Kuchen, die einige von uns zur Stärkung der Demonstrierenden mitgebracht hatten

In ihrer Rede zeigten die jungen Leute von Fridays for Future auf, welche Diskrepanz zwischen der realen Bedrohung durch die Klimakrise und ihrer geringen Thematisierung im Wahlkampf herrscht, und forderten von der zukünftigen Bundesregierung, die gesetzten Klimaziele einzuhalten.

Für unseren Beitrag wurden wir, etwa 30 Omas, in drei Etappen mit der Rampe des Veranstaltungslasters auf die Ladefläche, die als Bühne diente, hoch gefahren, was zu sehr viel Lachen und Heiterkeit führte.

In unserem kurzen Redebeitrag zeigten wir auf, dass rechte Politik weiter auf fossile Energien setzt und Klimaschutz ablehnt, da sie leugnet, die schnell zunehmende Erderhitzung sei durch den Menschen verursacht.

Wir riefen auf, weiter fürs Wählen zu werben. Mit Freude und OMAS-GEGEN-RECHTS-Kampfgeist sangen wir 4 Strophen unserer Klimaversion von Bella Ciao, und den aktuellen Wahlkampf-Hit „Keine*r wählt hier rechts“ mit viel Begleitung und Applaus der jungen Leute auf dem Exer.

 

Dieses gemeinsame Singen gab uns ein Gefühl der Verbundenheit, nicht nur zwischen uns allen, sondern auch zwischen den Generationen. Dieses Feiern unseres gemeinsamen Engagements tat in diesen schwierigen Zeiten besonders gut.

Rede bei Pulse of Europe 9.2.25

Hanne und Ulrich

 

REDE der OMAS GEGEN RECHTS Gruppe Kiel bei pulse of europe am 9. 2. 2025:

Wir sind Hanne und Ulrich und sprechen für die OMAS GEGEN RECHTS in Kiel . Die OMAS GEGEN RECHTS sind eine zivilgesellschaftliche Initiative älterer und alter Frauen, die sich in Sorge um unsere demokratische Verfassung zusammengeschlossen haben. Einige (wenige) Männer und auch jüngere Frauen haben sich uns angeschlossen. Wir wollen uns mit der aktuellen Entwicklung, dem Erstarken rechtspopulistischer und nationalistischer Parteien nicht abfinden.

Wir erinnern uns und die demokratischen Parteien: Die Europäische Union hat 2012 den Friedensnobelpreis erhalten für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Einsatz für Menschenrechte. Heute müssen wir uns die Frage stellen, ob dieser Preis verdient war und ob er heute noch an die EU vergeben würde.

Nicht nur in den Niederlanden, Italien, Ungarn, Österreich und Frankreich müssen wir ein Erstarken rechtspopulistischer und nationalistischer Parteien festhalten, in Deutschland ist die AFD erschreckend erstarkt.

Und wir stellen fest, dass die Parteien der Mitte den Themen der Rechten folgen. Sie stellen nicht die brennenden Themen unserer Zeit in den Mittelpunkt, sondern das Thema Migration. Klimawandel, nicht finanzierbare Mieten, ein marodes Gesundheitssystem, ein kaputt gespartes Bildungssystem stehen nicht im Mittelpunkt ihrer Politik. Hier erleben wir einen Wahlkampf, der an erster Stelle die Begrenzung der Migration setzt.

Wir mussten erleben, dass der Kanzlerkandidat Friedrich Merz und die CDU sich dabei auch nicht scheuten, im Bundestag auf die Unterstützung der rechtsextremen AFD zu setzen.

Diese Politik lehnen wir entschieden ab

Schon mit der Verabschiedung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems hat sich die Europäische Union nicht mehr als Friedensnobelpreis würdig erwiesen. Stattdessen erlegen wir eine immer schärferen Abschottung gegen Migrant*innen, die in Deutschland und Europa eine Lebensperspektive suchen. Abschottung mit Pushbacks , Zäunen und Mauern geschlossenen Grenzen und tausenden von Toten.

Als Europäer*innen stellen wir OMAS GEGEN RECHTS uns dagegen. Wir treten ein für die Rettung der in Seenot geraten als Menschen, deren Integration in unserem Land, deren Zugang zum Arbeitsmarkt und wollen ihnen hier eine Heimat geben.

Und als Mahnung an die demokratischen Parteien stellen wir noch einmal fest: Die AFD lässt sich nicht dadurch bekämpfen, dass die „demokratische Mitte“ ihr inhaltlich entgegenkommt, sondern in dem die Errungenschaften unserer Demokratie gestärkt und verteidigt werden.

Die Erfolge rechtspopulistischer Parteien in ganz Europa, in Österreich, und ihre Konsequenzen für diese Länder und Europa insgesamt müssen uns Warnung sein.

Die Entwicklung der Europäischen Union nach dem zerstörerischen zweiten Weltkrieg und die Zusammenarbeit der europäischen Länder ist eine Leistung, die wir uns nicht von rechten, populistischen und postfaschistischen Parteien zerstören lassen wollen.

Diese Gedanken waren nie verschwunden, nur vorrübergehend verstummt. Nun kriechen diese Stimmen wieder aus ihren braunen Löchern hervor, gesellschaftsfähig geworden durch eine offen rechtsextreme und faschistische Partei.

Nur wir Demokraten können diese Tendenz stoppen und müssen weiter wachsam sein. Demokraten müssen mit Demokraten reden; und mit allen, die an der Demokratie zu zweifeln beginnen. Nur in der Demokratie, nur mit uns kann die Gesellschaft wieder friedlich und tolerant zusammenleben.

Wir appellieren an alle Wähler*innen, für die Demokratie und damit ein demokratisches Europa zu stimmen:

Und abschließend an alle Parteien der „demokratischen Mitte“: Prüfen sie, ob sie für ihre

heutige Politik noch den Friedensnobelpreis bekommen würden. Wir glauben nein.

Keine Stimme für die AFD,

Keine Stimme für Rassisten und Faschisten.

Keine Stimme für Parteien, die Grund- und Menschenrechte verhöhnen.

Rede von OMA Hanne, 02.02.25

Dieser Tabubruch ist unentschuldbar“,

nicht nur für Michel Friedman , der wie viele andere, aktuell aus der CDU ausgetreten ist.

In der Tat. Sie waren kaum , eigentlich gar nicht zu ertragen, die Bilder vom 29. Januar, aus dem Bundestag: Eine triumphierende AfD, ein ungerührt arroganter Möchtegern-Kanzler und tiefe Betroffenheit im hohen Haus und vor den Bildschirmen.

Noch am Morgen des Tages wurde der Opfer des Holocaust gedacht – am Nachmittag des gleichen Tages nahm die CDU billigend in Kauf, dass ihr Antrag eines „5-Punkte-Plans“ zur Migration mit den Stimmen der AFD eine Mehrheit bekam. Ein Antrag, in der Sache fragwürdig, von fragwürdiger Rechtmäßigkeit, offensichtlichen Verstößen gegen EU- und internationales Recht und dem – aus guten Gründen – im Grundgesetz verankerten Recht auf Asyl.

Die CDU würde ihre Seele verkaufen, wenn sie mit dieser Partei zusammenarbeiten würde“, sagte Friedrich Merz am 25.September 2023 über die „Brandmauer“ zur AFD. Noch im November des letzten Jahres forderte er alle Fraktionen auf, keine Anträge zur Abstimmung zu stellen, bei denen es zu Mehrheiten mit der AFD kommen könnte.

Und jetzt, nur wenige Monate später, ja, da wurde die Seele verkauft und wir haben sie, die Bilder einer feixenden AFD im Bundestag.

Jetzt und hier beginnt eine neue Epoche … und das führen wir an … das sind die Kräfte von der AFD“, tönte kraftstrotzend der parlamentarische Geschäftsführer der Bundestags-Fraktion dieser Partei.

Mit der AFD ist eine Partei unterwegs, die die Verfasstheit unserer Demokratie bekämpft, die Menschenrecht für teilbar erklärt, eine Partei die sich gegen unsere Werte stellt. Eine Partei, die von Antidemokraten von Putin über Trump und Elon Musk bis hin zu Orban hofiert wird.

Als OMAS GEGEN RECHTS halten wir dagegen fest: Unsere Werte sind Vielfalt, Menschenwürde, Gerechtigkeit, Verantwortung, Teilhabe und Solidarität.

Es ist an denen, die sich Christdemokraten nennen, zu zeigen, dass auch sie die Werte der Demokratie teilen.

Als OMAS GEGEN RECHTS lassen wir einen Angriff auf diese Werte nicht zu. Wir haben aus der Geschichte gelernt und sagen:

Menschenrechte sind unteilbar!

Wir sind die Brandmauer!

Nie wieder ist jetzt!

Sorgen wir dafür,auf der Straße und an der Wahlurne, dass die Brandmauer hält, und dass Geschichte sich nicht wiederholt!

AfD Verbot jetzt!

Trotz eher bescheidener Wetterverhältnisse am Sonntagnachmittag hatten sich um die 100 Leute eingefunden, um für ein Verbot der A*D zu demonstrieren.

Hier ein kurzer Bericht unserer OMA Ute P.:

Mieses Wetter und entsprechend wenig Flanierende an der Kiellinie. Die Teilnehmer*innen der Aktion waren zahlreich und die queere Trommeltruppe zog doch so einige Passanten an. Wir haben zahlreiche Postkarten verteilt, die teils sogar gleich absendebereit ausgefüllt wurden. Auch gab es Interessierte für die OMAS. Unsere Mit-OMA Manuela hielt eine sehr gute Rede. Und zum Schluss ging mit uns und der Trommelmusik gut die Post ab.

 

In ihrer Rede hat OMA Manuela eine Mail zitiert, die sie an Marco Wanderwitz geschickt hatte, den CDU-Politiker, der die Initiative zum AfD-Verbotsantrag ergriffen hatte:

Sehr geehrter Herr Wanderwitz,
für mich sind Sie ein mutiger Politiker, da Sie es gewagt haben, mit weiteren 113 Abgeordneten einen Antrag an den Bundestag einzureichen, der dazu führen soll, dass die AfD geprüft wird, wie verfassungsfeindlich sie tatsächlich ist.

Ich bin seit 2 Jahren aktiv bei den OMAS GEGEN RECHTS.
Schon 2022 haben wir oft das Thema bearbeitet, in welcher Form wir BürgerInnen über die AfD informieren können, um deren Handeln und Ansinnen zu erklären.

Dann kam „Potsdam“. Ein Sturm wehte durch Deutschland. Die „Correctiv-Recherche“ weckte die Menschen auf, Massen von DemonstrantInnen gingen Anfang 2024 auf die Straßen. Die Menschen waren entsetzt, wollten daran erinnern, wie wichtig die Erhaltung unserer Demokratie ist, und standen auf.

Doch innerhalb weniger Wochen verebbten die Massenhaften Demonstrationen, es wurde wieder ruhig; jedoch die AfD arbeitete weiter an ihren Plänen, bereitete sich auf die Landtagswahlen in 3 ostdeutschen Bundesländern vor, vernetzte sich immer besser. Sie setzte ihre „Propaganda“ unbehelligt fort, spaltete weiter die Gesellschaft, schürte Ängste und verbreitete Hass.
Das Ergebnis waren Wahlerfolge von teilweise 30% in Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Ein Raunen zog durchs Land- mehr nicht!
Selbst das undemokratische Verhalten der AfD bei der konstituierenden Sitzung im Erfurter Landtag wurde schnell wieder vergessen.

Dann kam am 6.11.2024 das Ende der Ampelkoalition. Ampelparteien und Opposition ergingen sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen, währenddessen rieben sich die Abgeordneten der AfD die Hände, denn frühere Bundestagswahlen kommen dieser Partei entgegen.

Nicht nur, weil deren politische (praktische) Handlungsunfähigkeit in den Bundesländern, in denen die AfD viele Wählerstimmen gewonnen hat, noch nicht ersichtlich ist.
Sondern weil die AfD den Schwung aus den genannten Bundesländern nutzen möchte, um auch auf Bundesebene viele Wählerstimmen zu gewinnen.

Diese Partei brüstet sich damit, Lösungen für viele der tatsächlichen Probleme zu haben.
Doch das einzige Thema, mit dem AfD die demokratischen Parteien seit geraumer Zeit vor sich her treibt, ist das Thema „Migration/Remigration“.

Die „Schuldigen“ wurden gefunden- damals waren es „die Juden“, diesmal sind es „die Ausländer“. Es scheint so einfach, wenn jemand gefunden wurde, dem alle Schuld aufgebürdet werden kann.

Doch es gibt Menschen, die diese Art der Einflussnahme erkennen, Parallelen zur Zeit des Nationalsozialismus ziehen. Sei es in der entmenschlichenden Sprache, Äußerungen von Parteimitgliedern, oder dem Verhalten der Afd Abgeordneten in Sitzungen des Bundestages.

Nun geht es um die Abstimmung für den Antrag.
Wir von der Kampagne AFD-VERBOT.JETZT haben mit vielen Menschen gesprochen, viele öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt und informiert.

Wir hatten die Hoffnung, dass der Antrag in der letzten Sitzungswoche des Bundestages (ab dem 16.12.) noch auf die Tagesordnung kommt.
Doch nun sieht es so aus, als werde dieser Antrag erst 2025 auf die Tagesordnung gesetzt.
[…….]


Ich hoffe, dass meine Mail auch für Sie eine Bestärkung dafür ist, wie richtig und wichtig es war, dass Sie diesen Antrag auf den Weg gebracht haben.

Es tut mir sehr leid zu lesen und zu hören, dass Sie und Ihre Familie von Gegnern dieses Antrages bedroht werden. Das darf nicht sein.
Aber wenn der Antrag an das Bundesverfassungsgericht geht, dann werden Sie in die Geschichtsbücher eingehen.

Mit herzlichen Grüßen


AfD-Verbot Jetzt! – Rede von Oma Liane am 1. Dezember 2024

Moin, ich bin Liane und engagiere mich bei den Omas gegen Rechts in Kiel und Preetz mit dem Ziel die parlamentarische Demokratie in Deutschland zu stärken, damit es für uns und unsere Kinder und Enkel auch weiterhin eine demokratische Zukunft gibt.

Noch vor einem Jahr war auch ich dafür sich mit der AFD vor allem politisch auseinander zu setzen. Inzwischen haben wir alle erleben müssen, wie etablierte demokratische Parteien sich nicht nur von der AFD vor sich her treiben lassen, (Migration als die Wurzel allen Übels), sondern auch noch eins drauf setzen, mit der Wortschöpfung: irreguläre Migration. Kein Mensch ist illegal! Geflüchtete Menschen, Queers, Jüdinnen,People of Colour fühlen sich inzwischen bei uns nicht mehr sicher. Einige überlegen, ob sie das Land verlassen sollten.

Schauen wir uns doch diese Partei noch einmal genauer an: Stichwerkzeuge auf AFD-Wahlkampf-veranstaltungen, Initiierung von Jugendkampfsportgruppen. Gab es das nicht schon einmal? Gezielt zieht diese Partei mit ihren Anhänger:innen aufs Land, betreibt dort Haß und Hetze gegen demokratische Strukturen, zerschlägt funktionierende Dorfgemeinschaften, baut dort militante Gruppen auf und schürt die Angst. Gewöhnung an rechtsextreme Propaganda schleicht sich auf vielen Ebenen unserer Gesellschaft ein- auch in Gemeindevertretungen. Ein Beispiel nur: die kürzlich wegen des Verdachts auf Brandstiftung und Wahlfälschung festgenommenen Mitglieder der Freien Sachsen, der/die in einem Ortschafts Rat mitgearbeitet hatten.

Engagierte Menschen, Politiker:innen werden bedroht und legen deshalb ihre Ämter nieder.Wir brauchen genau solche Menschen, die sich engagiert für konkrete Veränderungen und Verbesserungen in Politik und Gesellschaft einsetzen und sich aktiv gegen die AFD positionieren.

Was muss noch alles passieren, ehe wir das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen?

Mit ihren Umsturz-, ihren Remigrationsplänen und dass sie eigentlich gegen Demokratie ist, geht die AfD inzwischen öffentlich spazieren.

Die Geschichte hat uns gelehrt wie schnell eine Partei auch mit „nur“ einer Eindrittelmehrheit die Demokratie außer Kraft setzen kann. Die AFD ist schon jetzt eine Bedrohung für das Leben aller, die nicht in ihr Weltbild passen. Einmal an die Macht gekommen, kann sie ihre Angriffe auf die Demokratie so verankern, dass sie nur schwierig wieder rückgängig gemacht werden können.

Das Privileg der Parteienfreiheit darf nicht missbraucht werden, um die Freiheit anderer zu zerstören. Das Parteienverbot ist kein Gedanken – sondern ein Organisationsverbot und steht, wie wir heute feststellen müssen, leider aus „gutem Grund“, in unserem Grundgesetz. Mit jedem Tag finanzieren wir eine extrem rechte Kaderschmiede und stellen Ihnen öffentliche Orte zur Verfügung. Steuergelder finanzieren die menschenverachtende Politik der AFD und die Abschaffung der Demokratie.

Das ist verrückt!

Im Februar sind Bundetagswahlen. Ich erwarte von den demokratischen Parteien, dass diese Zeit für eine politische Wende genutzt wird. Ich erwarte eine soziale, solidarisch gerechte Politik, eine Politik, die der Klimakatastrophe planvoll begegnet. Manchmal reibe ich mir die Augen und denke nur noch: „gehts noch?“ Ich erlebe die Vorbereitung auf personenbezogene Wahlkämpfe statt konkreter inhaltlicher Auseinandersetzung. Die Gefahren eines weiteren Rechtsrucks werden aus meiner Sicht völlig ausgeblendet.

 

Das positive ist, wir können was tun! Mischen wir uns wieder stärker ein, wie zu Beginn des Jahres als Tausende auf die Straße gingen. Schauen Sie sich die Webseite „AFD-Verbot Jetzt“ an, da sind weitere Argumente sachlich aufgeschlüsselt! Unterstützen Sie uns und machen Sie mit – JETZT. Schreiben Sie Politiker:Innen an und fordern Sie sie dazu auf, den Antrag auf die Einleitung eines Verbotverfahrens gegen die AFD zu unterstützen. Für ein Leben in Freiheit und Würde für alle! Machen wir wieder eine breite Bewegung daraus!

Vielen Dank dass ich hier sprechen durfte.

Liane Junge

 

Lesen macht stark!

Unsere Demokratie ist bedroht – das Getöse von rechts außen wird lauter und droht, die Stimmen der Toleranz, des Respekts und der Menschlichkeit zu übertönen.  Das Schlimme ist, dass sich auch Parteien, die sich eigentlich christlich nennen oder demokratisch, in die Kakophonie aus  Hass Vorurteilen einstimmen.

Überall tun sich Menschen zusammen, um gegen den Rechtsruck der Politik laut zu werden. Wir haben hier ein paar Titel zusammengestellt, die Tipps zum Handeln geben, Argumente für Debatten und wichtiges Wissen.

Übrigens: Die kleinen, inhabergeführten Buchhandlungen in dieser Stadt freuen sich, wenn Ihr Literatur, die Euch interessiert, dort kauft oder bestellt – in den allermeisten Fällen ist das gewünschte Buch am nächsten Tag im Laden. Einfach mal ausprobieren:

Bollwein, Thomas Rechtsextremismus Was ist das und was können wir dagegen tun?

978-3-96488-217-2
Die Zivilgesellschaft wehrt sich gegen Rechtsextreme
Die Entstehung von rechten Einstellungen und Verschwörungsideologien
Handlungsfelder und Strategien der extremen Rechten, Vorurteile als Nährboden
Wie kann man Rechtsextreme erkennen?
Argumente gegen rechtsextreme Äußerungen vor Ort
Betriebliche Gegenstrategien und Strategien im Netz
Rechtsextremismus und Einwanderungsgesellschaft
Recherche- und Aufklärungsarbeit
Was die Politik von der Zivilgesellschaft lernen muss

 

100 Karten über Rechtsextremismus KATAPULT (Redaktion) / Correctiv (Redaktion)

Das Ziel des Rechtsextremismus ist es, mit einer menschenverachtenden Ideologie bis in die Mitte der Gesellschaft zu dringen. Dieser Kampf um die Mitte war nach 1945 für Rechtsextreme aussichtslos. Die DVU ist damit gescheitert. Auch die NPD blieb eine Partei ohne Kontakt zur Mitte. Heute aber sieht die Sache anders aus. PEGIDA und AfD haben geschafft,
wovon DVU und NPD nur träumten. Sie dienen als Brücke zwischen dem Extremen und der Masse. Das Phänomen beschränkt sich nicht nur auf Deutschland. Auch anderen Ländern geht es ähnlich. Diese 100 Karten dienen der Aufklärung – dem Verstehen, was Rechtsextremismus im Kern ausmacht

Daniel Mullis Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten. Die Regression der Mitte

Warum sind rechte und rechtsextreme Bewegungen in Krisenzeiten so erfolgreich? Mit welchen Strategien überzeugen sie die Mehrheit davon, dass die Verteidigung der eigenen Privilegien wichtiger ist als Solidarität oder Verzicht? Der Sozialwissenschaftler Daniel Mullis untersucht, für welche Botschaften die gesellschaftliche Mitte empfänglich ist. In zahlreichen Gesprächen arbeitet er die bundesdeutsche Befindlichkeit unserer Gegenwart heraus. Und er fragt danach, wie progressive Politik in unsicheren Zeiten gelingen kann.

»Dieses Buch ist Ergebnis meiner Bemühungen zu verstehen, was in der Mitte der Gesellschaft passiert ist, dass die Rechte derart erstarken konnte … Wir gingen den sozialen Dynamiken, Konflikten und Glückserwartungen nach, in deren Gefüge sich der Aufstieg der Rechten vollzog und weiter vollzieht. Dabei fokussierten wir bewusst auf die sogenannte Mitte und befragten Menschen aller politischen Couleurs. Was zutage trat und was ich hier als Regression der Mitte beschreiben werde, beunruhigt mich zutiefst, zumal klar wurde, wie stark das rechte Rauschen die Gesellschaft mittlerweile durchzieht.«

Hendrik Cremer Je länger wir schweigen, desto mehr Mut werden wir brauchen

Hendrik Cremer arbeitet beim Deutschen Institut für Menschenrechte. Zu seinen langjährigen Arbeitsschwerpunkten gehören Rassismus und Rechtsextremismus. Er studierte Jura und war anwaltlich in den Bereichen Aufenthalts- und Sozialrecht tätig. Er ist Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und war wiederholt im Bundestag und in Landtagen als Sachverständiger geladen. Er lebt in Berlin.

Arne Semsrott Machtübernahme Was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren |

Eine Anleitung zum Widerstand 

Arne Semsrott, geboren 1988 in Hamburg, ist Politikwissenschaftler und Aktivist. Er leitet das Recherche- und Transparenzportal FragDenStaat, mit dem er u. a. für die Veröffentlichung der „NSU-Akten“ sorgte. Zudem war er Mitinitiator von Hochschulwatch und OpenSCHUFA und gründete den Freiheitsfonds. Semsrott schreibt u. a. für den fluter, netzpolitik.org und Le Monde diplomatique und ist zweifacher Träger des Otto Brenner Preises für kritischen Journalismus. 

Tymothy Snyder Über Tyrannei 20 Lektionen zum Widerstand

Wir sind nicht klüger als die Menschen, die erlebt haben, wie überall in Europa die Demokratie unterging und Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus kamen. Aber einen Vorteil haben wir. Wir können aus ihren Erfahrungen lernen.

Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam.“ So lautet die erste von 20 Lektionen für den Widerstand, mit denen Timothy Snyder die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika vorbereitet auf das, was gestern noch unvorstellbar zu sein schien: einen Präsidenten, der das Gesicht der Demokratie verstümmelt und eine rechtsradikale Tyrannei errichtet.

Doch nicht nur in den USA sind Populismus und autoritäres Führertum auf dem Vormarsch. Auch in Europa rückt die Gefahr von rechts immer näher – als ob es das 20. Jahrhundert und seine blutigen Lehren niemals gegeben hätte. Snyders historische Lektionen, die international Aufsehen erregt haben, sind ein Leitfaden für alle, die jetzt handeln wollen – und nicht erst, wenn es zu spät ist. Lektion 8: „Setze ein Zeichen.“ Dieses Buch tut es. Tun Sie es auch.

 

 

 

 

 

Wo finde ich, was ich als OMA brauche?

Unsere Mitstreiterinnen, die die phantastische Seite OMAS GEGEN RECHTS Nord betreuen, haben bereits eine ansehnliche Sammlung von Liedern zusammengestellt. Texte (und Noten) findet Ihr hier:

OMAS GEGEN RECHTS – Lieder

Druckvorlagen für Flyer, Buttons, Keksstempel und alles, was sonst noch so gebraucht wird – die geniale Nord Website macht die Suche leicht:

OMA Material

 

Gedenken am 9. November

Ein Beitrag von OMA Hanne

Unser Stadtteil leuchtet am 9. November

erinnerte auch in diesem Jahr an die Nazi-Pogrome des 9.November 1938. Neben den Mahnwachen an den Stolpersteinen gab es auch Rundgänge zu den Stolpersteinen in Kiel. Etwa 30 Menschen beteiligten sich am Rundgang, der am Blücherplatz begann und dessen Führung die OMAS-GEGEN-RECHTS übernommen hatten.

 

Mehr als 100.000 Stolpersteine (ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig), die die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig halten sollen, liegen mittlerweile in Deutschland und Europa in mehr als 700 Städten.

Brennende Teelichte sorgten dafür, dass die Stolpersteine auch im Dunkeln leicht zu fiinden waren.

Jeder Stein erinnert an einen Menschen, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Sie sind jeweils am letzten frei gewählten Wohnort des Opfers verlegt.

Die Opfer der Nationalsozialisten waren jüdische Bürger, Sinti und Sintezza, Roma und Romnji, politische Gegner*innen, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Opfer der sogenannten Euthanasie aber auch Menschen ohne festen Wohnsitz, Prostituierte und andere, die als sog. Asoziale kriminalisiert wurden.

Interessiert lauschten die Teilnehmenden Hannes Vortrag.

Die Stolpersteine dieser Kieler*innen wurden besucht:

  • Familie Isidor, Irma Blumenthal und Lieselotte Berghoff, Scharnhorststr. 17

Isidor Blumenthal (*1985) zog mit seiner Frau Irma, geb. Cahn (*1887) und der vierjährigen Tochter Lieselotte 1916 nach Kiel. Sie waren Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Kiel – eine liberale Gemeinde.
Isidor Blumenthal war Ingenieur seit 1919 Prokurist bei der Firma Neufeldt und Kuhnke, dem späteren Hagenuk. Außerdem war er Inhaber des Elektrogeschäfts „Elektro- und Radiobetrieb Elra, Radio Kiel“. Die Tochter Lieselotte war dort zunächst Geschäftsführerin, später Eigentümerin des Geschäftes in der Kehdenstraße. Die Familie war angesehen und wohlsituiert.
Nach 1933 allerdings verschlechterte sich die Situation der Familie, sie verspürten die Ächtung und Missachtung durch die Nationalsozialisten. 1935 verliert Isidor Blumenthal dann seine Stelle bei Neufeldt und Kuhnke und arbeitet bei der Tochter in der Kehdenstraße mit. Dieses Geschäft verlieren sie dann im Rahmen der „Arisierung“.
1940 verlässt das Ehepaar Kiel nach Friedberg, dem Geburtsort von Irma. Die Tochter Lieselotte plant ihre Emigration nach Palästina und bereitet sich darauf vor. Die Auswanderung gelingt ihr nicht.
Stattdessen findet die Familie 1941 im sogenannten „Judenhaus“ in Hamburg wieder zusammen – einer Sammelstelle für die Deportation. Alle drei werden am 8.11.1941 mit 1004 anderen Jüdinnen und Juden über 1500 km nach Minsk deportiert. In Minsk wurden davor 12-13000 Menschen ermordet, um Platz für die „reichsdeutschen Juden“ zu schaffen. Dort stirbt die Familie in Folge der unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen im Lager.

 

  • Familie Leon, Else und Minna Lotte Abramowicz Kiel, Yorckstraße 1a
    Leon Abramowicz (*1893 in Nowy Dwar/ Warschau ) war verheiratet mit Else, geb. als Else Narwa(*1891) in Warschau zogen am 31.8.1920 nach Kiel, wo Leon als Textilhändler arbeitete. Von Beruf war er Schneider. Sie bekamen die Kinder Salomea(*1922), Frieda (*1923) und 1929 Minna Lotta.
    Bereits im September 1933 emigrierte die Familie nach Frankreich, wo sie für die nächsten Jahre in Paris lebte. Neun Jahre später, am 16.07.1942, wurden die Eltern Leon und Else sowie die jüngste Tochter Minna Lotte verhaftet und zusammen in das Sammel- und Durchgangslager Drancy gebracht.
    Am 16./17.1942 wurden 13.152 Juden Opfer einer Razzia und im Wintervelodrom eingepfercht, darunter über 4000 Kinder.
    Salomea und Frieda waren wahrscheinlich vorher von den Eltern zu einer illegal arbeitenden Kinderhilfsorganisation gebracht worden, von welcher sie mit Nahrung, Kleidung und einer Unterkunft versorgt wurden. Es ist nicht bekannt, warum Minna Lotte bei den Eltern geblieben war.
    Am 07.09.1942 wurden Leon, Else und Minna Lotte vom Lager Drancy aus nach Auschwitz deportiert. Dort wurden die drei Familienmitglieder aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet. Weder der genaue Todeszeitpunkt noch die Todesursache sind bekannt.

  • Sophie Leipziger, Bülowstr. 3
    Sophie wurde 1864 in Nakel in Westpreußen als Sophie Ersack geboren. Sie lebte mit ihrem Mann Lipmann, genannt Leo, Leipziger und ihren Kindern Johanna, Gertrud, Else(Luise) und Erich in Lissa/Posen (heute Polen). Im Januar 1920 zog die Familie (vermutlich wegen der deutschen Gebietsabtretungen nach dem Versailler nach Kiel. Dort wohnte bereits die Tochter Johanna. Ob Leo, der als Kaufmann gemeldet war (von Beruf war er Bäcker), noch berufstätig war ist nicht bekannt. Das Ehepaar lebte in wohl gutsituierten bürgerlichen Verhältnissen in der Bülowstraße und waren Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Kiel.
    Seit 1933 fühlten sie sich zunehmenden Anfeindungen ausgesetzt und zogen 1937 nach Berlin. Dort starb Leo, sein Todestag ist nicht bekannt. Die Tochter Johanna zog im Juli 38 ebenfalls nach Berlin. Ihr gelang mit dem letzten Flüchtlingsschiff (Rudnisha) am 31.8.39 die Flucht nach Haifa. Dort lebte bereits ihre Tochter Charlotte Goldmann (die später als Lotti Huber bekannt wurde).
    Vermutlich auf Grund ihres Alters wurde Sophie Leipziger keine 1942 in ein sog. „jüdisches Altenheim“ zwangseingewiesen, um am 14.7.42 nach Theresienstadt deportiert zu werden. Dort ist sie am 17.9.43 im Alter von 79 Jahren gestorben.
  • Stolperstein für Dr. med. Max Fabian, Forstweg 81
    Dr. med. Max Fabian wurde am 12.9.1873 in Tuchel in Westpreußen geboren.
    Bis zum Jahr 1914 arbeitete er als Schiffsarzt, danach im Ersten Weltkrieg als Militär- und Oberstabsarzt. Dort erwarb er mit seinen Rettungstaten hohes Ansehen bei den Kameraden. Er hatte einen großen Freundeskreis. Das Theater galt als seine große Leidenschaft.
    1920 zog er von Berlin-Charlottenburg nach Kiel und heiratete 1922 Herta Helene Katz, eine Kunstmalerin. Die Ehe war kinderlos. Bis zum 31.10.1933 arbeitet Max Fabian als Regierungsmedizinalrat und leitender Arzt im Städtischen Versorgungsamt.
    Eine angekündigte Beförderung zum Oberregierungsrat blieb nach dem 30.1.1933 aus. Das am 7.4.1933 erlassene „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ hatte seine Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand zur Folge. Das Klima gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Kiel wurde schlechter.
    Max Fabian und seine Frau zogen am 31.5.1933 nach Berlin. Dort wurde er am 1.7.1933 zum Oberregierungsmedizinalrat im Ruhestand befördert. Aber auch im anonymen Berlin verschlechterte sich die Situation der jüdischen Bevölkerung. Seine Frau verließ ihn im Dezember 1939 wegen der langsam unerträglichen Situation der Juden in Deutschland und wanderte nach Brasilien aus, wo ihr Bruder lebte.
    Max Fabian befürchtete eine Deportation in ein KZ und tauchte deshalb 1940/41 in Berlin unter. Am 1.11.1941 wurde er entdeckt und ins Ghetto von Lodz deportiert- auch das eine Zwischenstation zum Weg ins Vernichtungslager. Dort arbeitete er noch als Arzt. Während der kurzen ihm dort noch verbleibenden Lebenszeit versuchte er als Arzt. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren katastrophal. Die Bewohner litten an Hunger und schweren Krankheiten und der Kälte im Winter. Diese unmenschlichen Bedingungen waren für den bereits 68-jährigen Dr. Fabian unerträglich. Er starb am 6.1.1942. Erst 1951, zehn Jahre später, wurde er offiziell für tot erklärt.
  • Stolpersteine für Familie Bruck, Esmarchstraße 20
    Dr. jur. Wilhelm Ludwig Bruck geboren 1873 in Breslau, war promovierter Jurist. Seine Frau Elisabeth Margarethe geb. Hennoch, wurde am 1870 in Berlin geboren. Zur Familie gehörten die Kinder Paul Wolfgang (*1898), der 1939 nach London emigrieren konnte, und Vera (* 1901). Seit 1914 lebte die Familie in Kiel.
    Mit 41 Jahren nahm Bruck am Ersten Weltkrieg teil und erhielt für besondere Verdienste das Eiserne Kreuz am schwarz-weißen Band. Seit 1919 arbeitete Wilhelm Bruck als Oberlandesgerichtsrat am Oberlandesgericht in Kiel. Er war Protestant und wurde von den Nationalsozialisten als sog. „Volljude“ eingestuft. Als Volljude galt man, wenn man mindestens drei jüdische Großeltern hatte. Galten für jüdische Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges zunächst Ausnahmeregelungen, so fiel die Familie Bruck den Diskriminierungen des § 5 Abs.1 des „Reichsbürgergesetzes“ vom 14. November 1935 zum Opfer. Wilhelm Bruck wurde am 31.12.1935 zwangsweise in den Ruhestand versetzt – bei reduzierten Bezügen.
    Die wohlhabende Familie wurde enteignet, konnte aber zunächst in Kiel bleiben. Am 23.4.1942 wurden sie jedoch aus ihrer Wohnung vertrieben und zwangsweise in ein jüdisches Geschäftshaus in der Holstenstraße 61 einquartiert.

Kurz vor der anstehenden Deportation der Tochter nahmen sich Wilhelm Ludwig, Elisabeth Margarethe und Tochter Vera Bruck am 9. Juli 1942 das Leben. Sie wurden auf dem Kieler Urnenfriedhof begraben.

 

  • Wilhelm Spiegel Kiel, Forstweg 42

  • Wilhelm Spiegel wurde 1876 in Gelsenkirchen geboren. Als Sohn einer aufstrebenden deutsch-jüdischen Kaufmannsfamilie studierte er in München, Berlin und Kiel Jura. 1905 ließ er sich in Kiel als Rechtsanwalt nieder. Er heiratete die Niederländerin Emma Loeb, mit der er drei Kinder bekam. 1910 bezogen Spiegels die Backsteinvilla im Forstweg 42.
    Wilhelm Spiegel zeichnete sich durch ein vielfaches Engagement aus. Von 1919-1922 war er Mitglied des Preußischen Staatsrates, von 1911-1933 war er SPD-Stadtverordneter (teilweise auch Vorsitzender) 1, er war stellvertretender Vorsitzender der israelitischen Gemeinde in Kiel, einer der führenden Vertreter der Kieler Arbeiterschaft im Kapp-Putsch. Sein anwaltliches Engagement galt auch denen, die es in der wilhelminischen und der späteren Weimarer Gesellschaft nicht leicht hatten.
    Sein letztes großes Mandat 1932 – ein Verfahren gegen Kurts Wurbs, den Chefredakteur der sozialdemokratischen „Schleswig-Holsteinischen Volkszeitung“ machte ihn überregional bekannt. Er lud den Kläger Adolf Hitler als Zeugen.
    40 Tage nach der Machtübertragung an Hitler, mitten in der Nacht vor den Kieler Kommunalwahlen, verlangten zwei Fremde, einer von ihnen wohl in SA- oder SS-Uniform, Zutritt zur Villa Forstweg 42.
    Ein Schuss traf Wilhelm Spiegel in den Kopf. Die Täter flohen. Spiegel starb, Opfer eines Attentats. Ein politischer Hintergrund dieses Mordes wurde nicht einmal im März 1933 bezweifelt.
    Bei seiner Beerdigung standen Tausende von Arbeitern Spalier.
    Die Ermittlungen gegen die Täter wurden nie ernsthaft geführt. Spiegels Familie konnte sich in die Niederlande retten. Emma Spiegel starb dort 1935. Den beiden jüngsten Kindern wurde 1959 jeweils 1470 DM Entschädigung für den Mord an ihrem Vater zugestanden.

  • Familie Adler, Feldstr. 55a

Die Familie Adler war eine alteingesessene Kieler Kaufmannsfamilie. Max Adler wurde 1881 in Kiel geboren und lebte seit 1919 bis Ende 1935 in der Feldstr. 55a. Das Haus war Eigentum der Familie Adler.

Seine Frau Ida, geborene Einhorn wurde 1885 in Hamburg geboren. 1908 trat sie in die jüdische Gemeinde ein. Max Adler und Ida hatten vier Kinder: Erika, Ruth, Lotti und Carl-Heinz.

Zeitweise war Max Adler Inhaber eines Pelzwarengeschäfts in der Holstenstraße, das nach seiner Frau „Einhorn“ hieß. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage der Familie. Max, Ida und Lotti Adler zogen 1935 nach Hamburg in die Grindelallee.

Dort wurden Max, seine Frau Ida und die Töchter Erika und Lotti Opfer der Deportation vom 8. November 1941 in das Ghetto von Minsk. Zehn Tage später wurde auch die Tochter Ruth zusammen mit ihrem Mann Siegmund Fiebelmann und dem zweieinhalbjährigen Sohn Dan nach Minsk deportiert.

Einzig Carl-Heinz (*1917) konnte sein Leben retten. 1939 emigrierte er nach Shanghai und von dort 1947 weiter in die USA

Die Texte wurden auf Grundlage der Recherchen, die von Kieler Schüler*innen durchgeführt wurden, erstellt. Weitere Informationen zu Stolpersteinen finden sich in der App „Stolpersteine SH“