80 Jahre Befreiung des AEL Nordmark

Eine der zentralen Veranstaltungen zum 8. Mai war auch in diesem Jahr wieder das Gedenken an der Stätte des ehemaligen Arbeitserziehungslagers Nordmark. Zum 80. Jahrestag der Befreiung hatte am Vortag der Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e.V. (AKENS) den Gedenkort mit Gedenkstein und Informationstafeln der Stadt Kiel als Schenkung übergeben.

So waren dann auch Stadtpräsidentin Bettina Aust und Oberbürgermeister Ulf Kämpfer zur Gedenkveranstaltung erschienen und bekräftigten das zukünftige Engagement der Stadt für die Gedenkstätte. Ohne Scheu vor der steilen Leiter und durch hilfreiche Hände gestützt reinigten sie das Hinweisschild an der Rendsburger Landstraße von beiden Seiten.

Gleichzeitig war eine große Gruppe – darunter auch viele OMAS – auf Fahrrädern vom Hauptbahnhof gestartet und trafen rechtzeitig an der Rendsburger Landstraße ein, um gemeinsam den Weg zur Gedenkstätte zu gehen

Viele gedenken – einer will gesehen werden.

Den Anfang bei den Redebeiträgen machte Eckhard Colmorgen vom AKENS e.V., der an die Geschichte des Arbeitserziehungslagers Nordmark erinnerte: Es diente der Maßregelung von Zwangsarbeitern – die Spuren von Misshandlung und Hunger sollten andere von jedem Widerstand abschrecken, wenn die Opfer an ihre „Arbeitsplätze“ zurückkehrten. Alle Nationalitäten, die Opfer der deutschen Wehrmacht geworden waren, waren im AEL Nordmark vertreten, wobei bei den Menschen aus den vielen Sowjetrepubliken keine Unterscheidung der jeweiligen Ethnie stattfand.

Eckhard Colmorgen bei seinem Vortrag

Es folgten Beiträge aus den Reihen der VVN und vom Kieler Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus; so trug Dietrich Lohse ein Gedicht von Erich Weinert vor; und Bettina Jürgensen erinnerte an die breite Vielfalt der Menschen, die Opfer des Nationalsozialismus geworden waren.

Das Gedenken wurde dann mit einer beeindruckenden Menschenkette fortgeführt: Viele hielten Schilder, die die Namen, Nationalitäten und Geburtsdaten von Opfern des AEL Nordmark zeigten.

 

 

 

Weitere Gedenkaktion zum 8. Mai

 

Wir OMAS GEGEN RECHTS haben uns außerdem mit unserer Installation „Demokratie: schützen, was uns schützt“ in der Kirche St.Georg der evangelischen Claus-Harms-Kirchengemeinde beteiligt. Dort wurden wir herzlich aufgenommen und unterstützt. Dafür möchten wir uns auf diesem Weg nochmal bedanken!

Vor und nach den Gottesdiensten haben sich die Gemeindemitglieder rege mit unserer Installation befasst. Und auch zu den Öffnungszeiten außerhalb der Gottesdienste waren immer wieder interessierte Menschen da, um sich mit der Installation mit Zitaten rund um die Verletzlichkeit der Demokratie auseinanderzusetzen. Wir haben viele aufmunternde und positive Rückmeldungen bekommen – das stärkt uns im Weitermachen.

OMAS bei der Semesterarbeit

Vor einiger Zeit erhielten wir die Anfrage einer FH-Studentin im
4. Semester der Sozialen Arbeit, ob wir sie bei ihrer Semesterarbeit im Modul Ästhetische Bildung bei einem Fotoprojekt unterstützen könnten. Sie wollte sich mit uns über unsere Motivation bei den OMAS dabei zu sein und über unsere aktuelle Gefühlslage angesichts der politisch angespannten Lage unterhalten. Danach sollten wir diese Emotionen/Stimmungen mit Acrylfarben ins Bild setzen. Das ist dabei herausgekommen:

 

Stolpersteine putzen

Auch in diesem Jahr rief die Initiative  „Stolpersteine im Norden“ dazu auf, die Stolpersteine u.a. in Schleswig-Holstein zu putzen. In diesem Jahr im Zeitraum zwischen dem 08.04. und 08.05.2025, dem Tag an dem vor 80 Jahren der 2. Weltkrieg endete und die Gräueltaten sichtbar wurden.

Wir OMAS GEGEN RECHTS haben u.a. in Gaarden, in der Kieler Innenstadt zusammen mit StudentInnen des AKJ (Arbeitskreis kritischer JuristInnen) und jungen Menschen der Grünen Jugend, in Kronshagen und in Heikendorf – dort sogar im Rahmen einer größeren Initiative mit SchülerInnen – geputzt.

 

 

 

 

 

Dabei haben wir die Geschichten dieser Menschen gelesen, für die ein Stolperstein verlegt wurde. Es sind traurige, entsetzliche Geschichten, teilweise mit Parallelen. Es waren Menschen jüdischen Glaubens, Kommunisten, Menschen mit Behinderung, homosexuelle Menschen, Zeugen Jehovas, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.

Die Geschichten all dieser Menschen wollen wir durch unser Gedenken bewahren. Durch unser tägliches Handeln und Haltung zeigen wollen wir dafür sorgen, dass sich die Geschichte niemals wiederholt: NIE WIEDER IST JETZT!

Beiträge und Fotos von OMA Manuela, Liane u.a.

Kreative Kraft bei den OMAS

Bei den Kieler OMAS ist es gute Tradition geworden, mindestens einmal im Jahr einen Workshop zu veranstalten. Dabei geht es nicht nur darum, sich besser kennenzulernen, sondern auch darum, Impulse für die weitere Zusammenarbeit zu setzen. Die Klugheit und Lebenserfahrung der Menschen – zumeist Frauen – die zu uns stoßen, ist zu wertvoll, um sie brachliegen zu lassen. Was die einzelnen OMAS mitbringen, braucht eine Bühne – und da sind wir schon beim Thema:

Kreativ AG stand in der Liste der neuen Arbeitsgruppen nach dem Workshop im März; vom Workshop selbst gab es einen Videoschnipsel und ich wurde sofort neugierig. Was verbirgt sich hinter dieser „Kreativ AG“? Also wandte ich mich an Isabel, die als Kontakt-OMA genannt war.

Beide super pünktlich, trafen wir uns am Eingang des Statt Café, suchten uns einen Tisch und legten los. Eigentlich, sagte Isabel, sei die Kreativ AG gar keine Arbeitsgruppe im eigentlichen Sinne, und so versuchte ich, mich dem Thema anders zu nähern und fragte Isabel nach ihrem Hintergrund und Werdegang.

Nach ihrem Schauspielstudium in Graz und einer langen Zeit fester Engagements an vielen Theatern, arbeite Isabel selbständig als Produzentin und Regisseurin. Dies war für sie, die das für den Kunstbetrieb biblische Alter von 50 Jahren erreicht hatte, ein steter Kampf ums Überleben. Politisch war Isabel schon immer: In Österreich, wo es für Kinder im Theater letztlich nur das Weihnachtsmärchen gab, half sie, progressives Kndertheater zu etablieren, wobei das Grips Theater aus Berlin ein Vorbild war. Auch in einer linken Theatergruppe – dem Theaterarbeiterkollektiv – hat sie mitgearbeitet. Für die Mitarbeit in politischen Gruppen gab es jedoch kaum Gelegenheit – Theatermenschen müssen halt genau dann arbeiten, wenn die anderen Feierabend haben und sich treffen können. Mal bei einer Demo mitlaufen – mehr war nicht drin.

Umso mehr freut sich Isabel jetzt: Richtig happy sei sie nun, wo sie bei den Kieler OMAS gelandet ist. Besonders angenehm ist ihr gleich zu Anfang aufgefallen, dass es bei den OMAS keine „Alphatiere“ gibt, dass grundsätzlich auf Augenhöhe kommuniziert wird, etwas, das ihr nach dem von lauter Alphatieren beherrschten Kulturbetrieb unglaublich gut getan hat.

Nun musste ich aber doch nochmal nachfragen, was es mit dem Videoschnipsel vom Workshop auf sich hatte. Ganz einfach, meint Isabel darauf. Es ging eigentlich nicht um eine Choreographie, sondern darum, in der Bewegung Selbstbewusstsein aufzubauen und Kraft auszustrahlen. Die Authentizität der OMAS hat es ihr angetan. Die vorhandenen Stärken zu verwenden und größer zu machen, sei das, was sie eigentlich kann und was sie gern anbieten möchte. Die Freude am Spiel soll dabei im Vordergrund stehen, denn, so betont Isabel, mit der Freude am Spiel kommt alles andere automatisch: Kraft, Selbstbewusstsein, Ausstrahlung. Dabei möchte sie helfen: Wenn eine Arbeitsgruppe in dieser Hinsicht Unterstützung wünscht, wird Isabel mit Vergnügen dabei sein. Vorstellbar ist auch, sich einmal im Monat zum gemeinsamen Spiel zu treffen – womöglich vor oder nach dem Plenum – und das soll einfach nur Spaß machen. Spaß mag ja zunächst eher unpolitisch klingen, aber Spaß macht auch Mut und gibt Kraft für die politische Arbeit. Und da möchte Isabel gern dabei sein – nicht als Leiterin oder Unterrichtende, sondern als Teil der kreativen Kraft der OMAS.