Rundbrief an die Kieler OMAS zum 90. Jahrestag der faschistischen Machtübernahme

90 Jahre ist es her, dass die faschistische NSDAP die Macht in Deutschland übernahm. Gisela hat den folgenden Text als Rundbrief an die Kieler OMAS GEGEN RECHTS verfasst:

Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf. Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.“

Erich Kästner

Der 30. Januar 1933

An diesem Tag wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Keine 48 Stunden später begann die Verfolgung von Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen und Gewerkschafter*innen. Angehörige der SS, SA und des Stahlhelms wurden zur Hilfspolizei, die vor allem an der Ermordung und Verfolgung der politischen Gegner*innen beteiligt war.

Der Terror begann. Bereits im März wurden die ersten Konzentrationslager eingerichtet, z.B. in Dachau bei oder in Osthofen (Hessen).

Bereits 2 Tage nach dem 30. Januar wurde der Reichstag aufgelöst, am 4. Februar wurde mit der Verordnung zum Schutze des Deutschen Volkes die Versammlungs- und Pressefreiheit weitgehend eingeschränkt. Nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar wurden mit einer Verordnung nahezu alle Grundrechte aufgehoben. Bei der Reichstagswahl am 5. März, die unter diesen Bedingungen und dem Terror gegen KPD und SPD keine freie Wahl mehr war, erhielt die NSDAP nicht die erhoffte absolute Mehrheit. Nur durch die Annullierung der Mandate der KPD kam die NSDAP über 50 Prozent. Das Ermächtigungsgesetz vom 24. März war der nächste Schritt zur faschistischen Diktatur, der Reichstag wurde ausgeschaltet und die Gesetzgebung auf die Regierung übertragen. Nach nur 6 Wochen hatte sich das Terrorregime etabliert..

Am 1. April gab es den Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte; Gewerkschaftshäuser wurden am 2. Mai vereinnahmt, „Schund- und Schmutzliteratur“ von sogenannten „undeutschen“ Autoren wurden am 10. Mai öffentlich verbrannt. Dies als ein paar prägende Ereignisse zum Beginn des Jahres 1933.

Wir OMAS GEGEN RECHTS wollen in diesem Jahr an die Geschehnisse vor 90 Jahre erinnern. Erinnern bedeutet auch, zu fragen: Was waren die Ursachen, wer waren die Schuldigen, und Förderer, wem nützte die Zerstörung der Weimarer Demokratie und die Errichtung der Nazidiktatur?

Ebenso müssen wir OMAS GEGEN RECHTS heute die Frage zu stellen, was die Ursachen für die aktuellen rechten, antidemokratischen und rassistischen Tendenzen sind.

Auch in diesem Jahr werden wir gemeinsam unsere Stimmen dagegen erheben.

 

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Eine Buchempfehlung:

Der 30. Januar 1933: eine „Machtergreifung“, eine „Machtübernahme“ oder eine „Machtübertragung“?

Mit dieser Frage setzt sich der Historiker Ulrich Schneider in seinem aktuell erschienenen Buch auseinander und zeichnet den Weg zur Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler nach und belegt, dass es eine „Machtübertragung“ war.

Ulrich Schneider: 1933 – Der Weg ins Dritte Reich

Analysen und Dokumente zur Errichtung der NS-Herrschaft

PapyRossa Köln, 2022, 223 Seiten, 16,90 Euro

Gut 70 historische Quellen und Dokumente, umfangreich eingeleitet und kommentiert, zeigen, wie die Errichtung der NS-Diktatur in Übereinstimmung mit den Eliten aus Wirtschaft, Politik und Militär systematisch vorbereitet und realisiert wurde. Sie belegen, wie der Widerstand besonders aus der Arbeiterbewegung niedergeschlagen und innerhalb weniger Wochen ein terroristisches Herrschaftssystem errichtet wurde, wie gesellschaftliche und ideologische Gleichschaltung, politische Verfolgung und rassistische Ausgrenzung funktionierten – und wie von Anfang an auf einen neuen Krieg hingearbeitet wurde.“ (aus dem Klappentext)