Der unsichtbare Rucksack – Auseinandersetzung mit weißen Privilegien

Diesen Artikel habe ich auf der facebook Seite „Das siebte Flugblatt“ entdeckt und möchte ihn Euch nicht vorenthalten – der Link zur Übersetzung ist ganz unten zu finden:

EGGY MCINTOSH: “UNPACKING THE INVISIBLE KNAPSACK” – Deutsche Übersetzung des bahnbrechenden Essays von 1989

PeggyMcIntosh Die Feministin, Soziologin und antirassistische Aktivistin Peggy McIntosh, damals 54 Jahre alt, unter anderem am Wellesley Center for Women tätig, konnte eines Nachts 1988 nicht schlafen.

In einer Umfrage in dem Institut in dem sie damals tätig war, war ein massiver Unterschied zwischen weißen und schwarzen Kolleginnen aufgetreten, wobei Letztere sich durch Erstere diskriminiert fühlten.

McIntosh war nichts davon bewusst gewesen.

Sie hatte kein Empfinden einer Andersbehandlung gehabt….und doch, waren die Umfrage-Ergebnisse eindeutig.

Wie konnte das sein? Waren die schwarzen Kolleginnen einfach überempfindlich, hysterisch? Oder, so der schreckliche Verdacht, gab es da vielleicht etwas das selbst feministische weiße Frauen nicht bewusst wahrnahmen?

Der Gedanke, dass es zwei ganz unterschiedliche Lebensrealitäten, eine Schwarze und eine Weiße geben könnte, ließ sie nicht los. Sie setzte sich auf, schaltete das Licht an, und begann auf einem gelben, linierten Schreibblock , der auf ihrem Nachttisch lag, eine Liste von weißen Privilegien , die sie als weiße Frau gegenüber dieser Gruppe hatte, zu notieren – sie wurde länger als irgendjemand sich hätte vorstellen können.

Peggy McIntosh schlief in dieser Nacht nicht mehr…..

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Aus diesen Notizen entstand später ein Artikel der 1988 wissenschaftlich unter dem Titel „“White Privilege and Male Privilege: A Personal Account of Coming to See Correspondences Through Work in Women’s Studies“ und für die breitere Öffentlichkeit gekürzt 1989 als „Unpacking The Invisible Knapsack“ publiziert wurde – und er änderte….Alles.

In diesem Text überschritt McIntosh durch Auflistung und selbstkritische Analyse die weiße Blase, und machte das für Weiße sonst Unsichtbare sichtbar: Die Muster des strukturellen Rassismus anhand ihrer eigene Lebenserfahrung.

Dieser Aufsatz wirkte bahnbrechend und revolutionierte die Rassismus-Forschung, er setzte erstmals das Thema „White Privilege“ auf die Landkarte, und war der Grundstein eines völlig neuen Forschungszweiges innerhalb der Rassismusforschung : „Critical Whiteness“ – die kritische Weißseins-Forschung.

„Unpacking The Invisible Knapsack“ gilt als autoritativer Aufsatz, auf den ein Großteil der modernen wissenschaftlichen Auseinandersetzung zurückgeht. Für die Rassismusforschung war dieser Essay so bedeutend wie Heisenbergs Unschärfe-Relation für die Quantenphysik.

Wir bringen, dank der Kollegen von Sanczny.Blogsport eine Übersetzung dieses wegweisenden Textes, den jeder weiße Mensch mindestens einmal in seinem Leben gelesen haben sollte, ins Deutsche:
http://sanczny.blogsport.eu/2012/10/01/white-privilege-den-unsichtbaren-rucksack-auspacken/

 

 

 

 

 

05.06.2020 -mf-