Trauma Widerstand 2020 – wohin treibt die bekannte Kieler Gaststätte?

Viele von Euch haben es vielleicht schon selbst gesehen: Im Eingangsbereich der Kieler Traumfabrik ist eine große Wandzeitung entstanden, die – so lautet die Aussage des Wirtes , Karl-Hermann Günther,  Meinungen Raum zu geben, die bei der aktuellen Berichterstattung über das Corona-Virus nicht gehört werden. So weit, so gut … andere Meinungen muss man in einer Demokratie aushalten.

Kürzlich aber waren ein paar von uns Omas in der Traum GmbH um die leckere Pizza zu genießen. Neugierig schnappten wir uns ein Exemplar der Zeitschrift „Demokratischer Widerstand“… und was es darin zu lesen gab,  war dann doch deutlich  schlimmer.  Schlimm genug, um mich zu einem offenen Brief an die Familie Günther als Eigentümer*innen der Traum GmbH zu veranlassen.  Den Text möchte ich Euch nicht vorenthalten; Herr Günther äußert die Überzeugung 70% seiner Gäste seien mit seiner Haltung einverstanden. Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, ihn davon zu überzeugen, dasss es doch nicht von so vielen akzeptiert wird.

Die Postanschrift lautet übrigens: Grasweg 32, 24118 Kiel; die e-mail: info@traumgmbh.de

Eine Reaktion habe ich übrigens von den Günthers noch nicht;  wenn eine kommt,  wird diese natürlich auch veröffentlicht.

Sehr geehrte Frau Günther, sehr geehrter Herr Günther,

wie viele andere Menschen auch musste ich in den Monaten März bis Juni dieses Jahres wegen der Corona Pandemie auf viele liebgewordene Gewohnheiten verzichten.

So habe ich mich dann auch richtig gefreut, dass es nach langer Zeit mal wieder eine leckere Pizza und ein Bier in der Traum GmbH geben sollte.

Natürlich sind mir die Wandzeitungen im A1 Format gleich aufgefallen, und ich habe sie mit Interesse gelesen: Von Fehlalarm war da die Rede, von einer nie da gewesenen Überwachung der Gesellschaft und natürlich von Gastwirten in Not. Ihre Idee, Meinungen gegen Gebühr zu veröffentlichen, die Ihrer Auffassung nach sonst nicht gehört werden, ist eine Idee, die zumindest geholfen haben dürfte, Ihre eigene prekäre Situation ein wenig zu erleichtern. 20 Euro sind auch ein akzeptabler Preis dafür, sich öffentlich zu äußern, ohne wirklich dazu stehen zu müssen, denn, wie Sie selbst in Ihrem Flyer „Die andere Meinung“ zugeben, sind die Verfasser*innen nur der Traumfabrik bekannt.

Eine kritische Haltung zu den Corona Maßnahmen kann ich durchaus nachvollziehen. Ganz besonders für die Gastronomie ist die erste Hälfte dieses Jahres eine wirtschaftliche und sicherlich auch persönliche Katastrophe gewesen; dies trifft gewiss auf viele Menschen zu. So ist es natürlich nicht verwunderlich, wenn die Intensität der Pandemie, staatliche Maßnahmen oder die Berichterstattung darüber kritisch beleuchtet werden.

Dann allerdings fand ich in Ihrem Foyer die Zeitschrift „Demokratischer Widerstand“, und was es dort zu lesen gibt, geht meines Erachtens über kritische Meinungen hinaus. Den Artikel von Batseba N’Diaye (äußert sich auch auf KenFM und sogenannten Hygienedemos) mit der Überschrift „Die Masken sind Quatsch. Die Regierung hat uns alle angelogen“ kann ich noch gelassen als nur dumm und leicht zu widerlegen wahrnehmen.

Der altbekannte Unsinn von Ken Jebsen (Journalist bei sich selbst) … nun ja, das meiste lohnt nicht die Mühe, es aufzuzählen.

Die Krönung ist aber der „Artikel“ von Anne Höhne aus Berlin.Die Anführungszeichen sind beabsichtigt; bei den Zeilen handelt es sich wohl eher um eine zu Text gewordene Tourette Attacke der Autorin. Von „fanatisierten GEZ-Irrenhäusern“, von „grauen Herren“ und ihrer „menschenverachtenden diffamierenden Verblödungssymphonie“ ist da die Rede; ich habe jedoch auch nach dreimaligem Lesen nicht herausgefunden, was Frau Höhne den „perversen Schweinen“ und den „Typen, die …. völlig am Ende sind“ eigentlich vorwirft.

Nun frage ich mich natürlich, liebe Familie Günther: Haben Sie die Zeitschrift eigentlich gelesen? Sind Sie wirklich der Überzeugung, dass Panikmache, Suggestivfragen und die Fäkalkritik einer Anne Höhne einen konstruktiven Beitrag zu einer sachlichen Diskussion darstellen?

Sie schreiben in Ihrem Aushang „Kieler Gastwirte in Not“ von der Systemrelevanz der Gastronomie, von der Aufgabe, für „Kommunikation, Freude und Lebenslust“ zu sorgen. Das von diffusem Hass, Agressivität und falschen Behauptungen geprägte Blättchen des „Demokratischen“ Widerstandes leistet dazu keinen Beitrag.

Im Gegenteil, alle demokratischen Kräfte sind jetzt gefragt, Perspektiven zu entwickeln, positive Lehren aus der Corona Zeit zu entwickeln. Bei dem obskuren Zirkel, der sich hinter dem DW verbirgt sind in dieser Hinsicht Zweifel wohl angebracht.

Dass Ihre Wandzeitung beschädigt wurde, bedaure ich – natürlich ist Sachbeschädigung keine akzeptable Form der Auseinandersetzung. Durch Ihre augenscheinlich hervorragenden Beziehungen zur örtlichen Presse dürfte dieser Schaden sich für Sie jedoch schnell in sein Gegenteil verkehren. Andere Läden, die ungewollt Teil politischer Auseinandersetzungen geworden sind, haben dieses Glück nicht.

Angesichts der Polarisierung, die Sie betreiben, muss ich mich – und auch Sie – fragen, ob ich als anständiger Mensch mit Freundinnen und Freunden noch Gast in Ihrem Hause zu sein kann. Ihrer Stellungnahme sehe ich mit Interesse entgegen.

Mit freundlichen Grüßen

Marion Förster