Informationen zum KZ Husum Schwesing – ein Nachtrag

Am 28. Dezember war OMA Hanne bei der Abschlussveranstaltung „13- Wochen“ in Husum dabei. Sie war sehr beeindruckt, wurde neugierig mehr zu erfahren. Hier ihre Rechercheergebnisse:

Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und  die Zukunft gestalten

ein Satz von August Bebel, der mich anregte, nach unserer Teilnahme am Projekt „13-Wochen“ zum Gedenken an die Opfer des KZ Husum-Schwesing noch einige Fakten zu diesem zusammenzustellen.

Seit 1942 stellte die SS Häftlinge als Arbeitskräfte für Wirtschafts- und Rüstungsbetriebe und für Baumaßnahmen zur Verfügung, wofür jeweils Außenkommandos eingerichtet und genutzt wurden. Mindestens 86 solcher Lager sind dokumentiert. Eine Liste dieser Lager ist unter https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Außenstellen_des_KZ_Neuengamme zu finden und schildert eindrucksvoll die Verflechtung von Wirtschaft und SS.

Das Lager Husum-Schwesing war ursprünglich 1938/39 als Lager des Reichsarbeitsdienstes für 200 – 250, maximal aber 400 Personen errichtet worden, die beim Bau eines Flugplatzes eingesetzt waren. Vorübergehend wurde es dann  zeitweilig1941/42 von der Wehrmacht als Sammelstelle für sowjetische Kriegsgefangene genutzt. Danach stand es leer, bis im September 1944 „unabkömmliche“ Männer aus Husum eingesetzt wurden, um die alten Baracken mit einem Stacheldrahtzaun und vier Wachtürmen zu versehen.

Am 26.September 1944 traf der erste Transport aus Neuengamme mit 1500 Häftlingen ein, am 19. Oktober folgten weitere 1000. Die Unterbringung der Häftlinge war katastrophal, die 9 Baracken warn windschief, zu klein, mit Betten von Wand zu Wand und vom Boden zur Decke vollgestellt, nur wenige heizbar.  Toiletten bestanden aus überdachten Erdlöchern. Über die Hälfte der Häftlinge aus 13 Nationen stammte aus den Niederlanden – allein 588 Männer davon aus dem niederländischen Dorf Putten, aus dem sie am 1.10.44 im Rahmen einer „Vergeltungsaktion“ der SS nach Neuengamme verschleppt worden waren.

Ziel war die Errichtung des „ Friesenwalls“, einer Wehranlage (militärisch überdies völlig unsinnig) – als Panzersperre gegen die Alliierten. Dafür sollten 4 m breite und 2,5 m tiefe Panzergräben entlang der gesamten Nordseeküste ausgehoben werden. 8 Lager entlang der Küste wurden dafür eingerichtet. Für den Bau des Walls wurden Hitlerjungen, deutsche Zwangsverpflichtete aus SH, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge eingesetzt. Insgesamt 6 Außenlager des KZs Neuengamme wurden dafür errichtet. Den KZ-Häftlingen wurden dabei die schwersten Teilstücke zugewiesen – in den nassen Böden, in denen immer in kürzester Zeit das Wasser stand. Eines davon war Husum-Schwesing.

Die Arbeitszeit der Häftlinge betrug an 7 Tagen die Woche 12 Stunden – häufig bis zum Oberkörper im Wasser. Dazu kamen lange Fußmärsche zwischen Lager und Arbeitsplatz, später – als die Häftlinge zu schwach wurden – teilweise Transporte in Viehwaggons. Die Husumer Häftlinge wurden dabei jeden Tag vor den Augen der Husumer*innen  von Kapos durch die Stadt getrieben..

Mindestens 2500 Häftlinge wurden in den drei Monaten des Bestehens eingesetzt, die Zahl der Toten wird auf 300 geschätzt. Sie wurden in einem Massengrab auf dem Husumer Ostfriedhof verscharrt.

Die „Lebens“bedingungen der Männer waren unerträglich, das Außenkommando wurde als Todeskommando bezeichnet.  Mehrere Häftlinge mussten sich ein Bett mit Strohsack teilen. Die Verpflegung bestand aus Wassersuppe und etwas Brot. Aus den Berichten des dänischen Lagerarztes Paul Thygesen, der als Mitglied der dänischen Widerstandsorganisation „Frit Danmark“ dort inhaftiert war, sind Aufzeichnungen erhalten.

„Wir waren … in neun alten Holzbaracken zusammengepfercht, die man … mit Bettgestellen vollgestopft hatte. Die Baracken selbst waren schief und krumm, für Zug und Kälte offen.  …. Von hier aus wurden sie morgens um fünf Uhr in Dunkelheit, Kälte und Regen gejagt, nachdem sie einen Blechnapf lauwarmer, brauner Wassersuppe geschlürft hatten. …“ Die Häftlinge litten an Tuberkulose, Darmkrankheiten, Lungen und Rippfellentzündungen, zahlreichen Verletzungen, die sie sich bei der Arbeit und durch Misshandlungen zugezogen hatten. Der zeitweise einziger Arzt verfügte bei der Ankunft an „Medikamente, wie in eine Schuhputztasche passen“. Am 25. November war das sogenannte „Revier“, die Baracken für Kranke mit 734 Häftlingen gefüllt. Wurden Häftlinge nach Neuengamme zurücktransportiert, wurden sie durch neue aus Neuengamme ersetzt.

Das Lager unterstand dem SS-Untersturmführer Hans Griem (seit 1930 in der NSDAP und seit 1931 in der SS). Er war als Sadist und Mörder bekannt und bereicherte sich überdies an den viel zu niedrigen Lebensmittelrationen der Häftlinge.

Nach dem Krieg wurde er wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, allerdings gelang ihm die Flucht aus der Haft. Er ließ sich in Hamburg-Bergedorf nieder. 1963 begann die Staatsanwaltschaft Flensburg gegen ihn zu ermitteln. 1971 starb er noch vor der Anklageerhebung. Weitere Angehörige der Wachmannschaften wurden angeklagt und verurteilt.

Mahnmal und Rondell

Grundlage für diese kurze Darstellung sind:

Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstand und der Verfolgung 1933-1945, Band SH, 1973

KZ-Außenlager Husum-Schwesing – Wikipedia

https://kz-gedenkstaette-husum-schwesing.de/rundgang