Widerstand & Verantwortung Teil 2

Am Mittwoch, 31.07. kamen wir Kieler OMAS in den Genuss einer Sonderführung durch die Ausstellung „Widerstand&Verantwortung“ durch die Kuratorin, Anja Manleitner.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Oskar Kusch, U-Bootkommandant, der im Kieler Marinegfängnis einsaß und 1944, im Alter von 26 Jahren, hingerichtet wurde.

Abschiedsbrief an den Vater

Anja Manleitner gab einen lebendigen Einblick in das Leben Oskar Kuschs.

Geprägt durch seine Jugendjahre in einer Gruppe der Bündischen Jugend, die sich nach 1933 gegen die Vereinnahmung durch die Hitlerjugend stellte und sich so politisierte, ging Kusch zur Marine, nicht zuletzt um politischer Verfolgung zu entgehen. Einer seiner Offiziere denunzierte den bei der Besatzung beliebten Kommandanten, und so kam es zur Verhaftung und zu Verurteilung, unter anderem wegen „fortgesetzter Zersetzung der Wehrkraft“

Bedrückend waren die Eindrücke von den Haftbedingungen, die Enge und Düsternis der Todeszellen und die bürokratischen Regularien der Hinrichtung, denn auch Mord musste seine Ordnung haben. Zeitweise begleitete uns die Klanginstallation von Herrn Penschuck – Vogelgezwitscher, die Schritte der Wachen, Türen und Motoren der LKW, mit denen die Delinquenten zur Hinrichtung gebracht wurden – dazu Abschiedsbriefe und Zeichnungen – das alles machte für uns die Beklemmung des jungen Todeskandidaten fühlbar.

Eine der Todeszellen

 

Nach dem Krieg hatte der Vater Oskar Kuschs ein Strafverfahren gegen den Vorsitzenden Richter Karl-Heinrich Hagemann angestrengt, der seinen Sohn zum Tode verurteilt hatte. Dass die Richter am Kieler Landgericht nach 1945, die ihre Ämter aus der Nazizeit beibehalten hatten, Hagemann freisprachen, weil sie in dem Todesurteil „kein politisches Motiv“ erkannten, ist ein weiteres beklemmendes Detail.

Nach einer spontanen Sammlung unter den 14 Teilnehmer*innen konnten wir uns nicht nur sehr herzlich bei Anja Manleitner bedanken, sondern ihr auch eine kleine Geldspende für ihren Verein überreichen.

Die Ausstellung über Oskar Kusch wird noch bis zum 7. September 2024 gezeigt; Details und Termine findet Ihr auf der Homepage www.oskarkusch.de

 

Ein Post von Anja Manleitner nach der Führung mit uns