West-und Ostufer OMAS GEGEN RECHTS in Aktion

Auch in diesem Jahr haben die Organisationen „Kieler helfen mit Herz“ und „Hilfsaktion für Obdachlose und ihre Vierbeiner“ wieder zu Sachspenden aufgerufen.

Und so trudelten ein paar OMAS GEGEN RECHTS um 10:00 bei Marion S. in Wendtorf ein, wo sich in einem der Zimmer zahlreiche Sachspenden türmten.

Schon 2 Stunden später waren mehr als 40 Schuhkartons, gefüllt mit Praktischem wie Handwärmer oder Hygieneartikeln, Lebensmitteln aber auch etwas Naschkram fertig gepackt –

nicht zuletzt auch durch die tatkräftige Unterstützung der 4-jährigen Madita, die ihre Oma zu diesem Termin begleitete. Auch für die vierbeinigen Freunde packten die Omas ein paar große Pakete, deren Inhalt fröhliches Wedeln hervorrufen dürfte.

„All das wäre ohne großzügige Spenden nicht möglich“, sagt OMA GEGEN RECHTS Christa K. So geht auch in diesem Jahr der besondere Dank der Gruppe „West- und Ostufer Omas“ an die Firma Zoo Knudsen, an die Bäckereien Glüsing und Rönnau , an EDEKA RISTOW in Heikendorf und an zahlreiche private Spenderinnen und Spender.

Ein ziemlich vollbepackter Kleinwagen machte sich am Mittag Richtung Kiel auf und wurde im Welcome Center in der Andreas-Gayk-Straße freudig begrüßt. Schnell waren Sackkarre und Handwagen zur Hand, und so ging es ganz schnell: Die Spenden stehen zur Abholung bereit, und die OMAS GEGEN RECHTS hoffen, auch in diesem Jahr den Menschen, die es in dieser Zeit so unendlich schwer haben, eine kleine Freude zu bereiten.

Heute hat Esther Bejarano Geburtstag

Am 15. Dezember 1924 wurde Esther Bejarano in Saarlouis geboren. Sie – eine Ehrenoma der OMAS GEGEN RECHTS – verstarb, wie ihr alle wisst, am 10. Juli 2021. Anlässlich ihres Geburtstages wollen wir an die beeindruckende Frau mit der großen Ausstrahlung erinnern.

Eigentlich hatten wir eine Veranstaltung zu Esthers Geburtstag angedacht, und ich wollte aus ihrem Buch vorlesen. Aber die Zeiten sind nicht so, und so haben wir beschlossen, einen Beitrag auf unserer Homepage zu veröffentlichen.
Gestattet mir ein persönliches Wort: Wenn ich mal ein wenig resigniere oder daran denke, dass die Aufgaben, die wir haben, schier überwältigend groß sind, denke ich gern an Esther. An ihre Energie, an ihre Kraft. Dann geht es mir etwas besser und ich kann wieder daran glauben, dass wir Omas auf dem richtigen Weg sind und etwas dazu beitragen können, dass die Faschisten in ihren Löchern verschwinden (Deckel drauf und basta).

Lassen wir Esther Bejarano selbst zu Wort kommen:
In den siebziger Jahren, als sie eine Boutique in Eimsbüttel hatte, fragten einige Kundinnen, ob sie Türkin sei.

Aber sie haben sich gewundert, dass ich so gut Deutsch konnte, dann musste ich sagen: Kinder, ich bin hier geboren. Was hast du gemacht während des Krieges, fragten sie, und so kam es, dass sie erfahren haben, dass ich in Auschwitz und Ravensbrück gewesen war. (…)

Aber dann geschah die Sache mit den Nazis. Die NPD stellte einen Stand vor meiner Boutique auf. Ich habe einen großen Schreck bekommen. Es tauchten auch viele Antifaschisten mit ihren Transparenten auf. Da stand: ,Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg’ drauf. Dann kam die Polizei und hat sich vor die Nazis gestellt, um sie zu schützen. So habe ich einen Wutausbruch gekriegt. Ich ging raus und sagten den Polizisten: Es ist eine Katastrophe, was hier passiert, was machen Sie, wieso schützen Sie eigentlich diese Leute? Wissen Sie nicht, wer sie sind? Die haben zu viel Elend in die Welt gebracht, und Sie schützen sie. Und die Anderen, die gegen diese Nazis demonstrieren, werden in der grünen Minna weggebracht. Wo sind wir eigentlich? Der Polizist antwortete: Regen Sie sich nicht so auf und gehen Sie wieder in Ihre Boutique, sonst kriegen Sie einen Herzinfarkt. Aber ich regte mich noch mehr auf, fasste ihn am Revers, und er sagte: Lassen Sie mich sofort los, sonst verhafte ich Sie. Machen Sie das nur, habe ich gesagt, ich habe Schlimmeres erlebt, ich war in Auschwitz. Und einer von diesen Nazis, der das gehört hatte, hat gemeint: Sie müssen sie einsperren, weil sie eine Verbrecherin ist, wenn sie in Auschwitz war, denn in Auschwitz waren nur Verbrecher. Daraufhin habe ich zu mir gesagt: Das reicht jetzt!“

Von jenem Moment an hat sich Esther eine neue Welt eröffnet, ihre Welt. Sie hat endlich Menschen kennen gelernt, denen sie vertrauen konnte, sowohl unter den Jüngeren als auch unter den Älteren, die seit 1933 dem Naziregime Widerstand entgegengebracht hatten.

Sie hatten viel Schlimmes erlebt, genau wie ich, aber sie waren schon von 1933 an aktiv im Widerstand. Von denen ist in Deutschland überhaupt nicht die Rede. Wenn man über die Widerstandskämpfer spricht, meint man diese Generäle, die Hitler ermorden wollten (Oberst von Stauffenberg und andere – Anmerkung von mir), dabei waren sie bis zu dem Zeitpunkt an seiner Seite und haben alles mitgemacht. Sie sind heute die am meisten gefeierten Widerstandskämpfer in Deutschland, die anderen, die Kommunisten, die Sozialdemokraten und alle möglichen Menschen, die von Anfang an gegen Hitler gekämpft hatten, die werden kaum irgendwie benannt. Meine jiddischen Lieder handeln auch von jüdischem Widerstand, es ist wichtig, dass diese Lieder bekannt werden. So wenige Menschen wissen, dass es einen jüdischen Widerstand gab. Das ist überhaupt nicht bekannt. Dass viele Menschen ums Leben gekommen sind, das ist eine andere Sache. In Deutschland hat man immer gesagt, die Juden hätten sich zur Schlachtbank bringen lassen und hätten sich nicht gewehrt. Das ist natürlich großer Blödsinn, denn wenn man sich gewehrt hätte, wäre man noch vorher umgekommen. Trotzdem gab es überall in sämtlichen Ghettos Widerstand. Ganz bekannt ist der Widerstand des Warschauer Ghettos, aber es gab auch in Buchenwald und in anderen Konzentrationslagern Widerstand. Das wollen wir auch mit unserer Musik bekannt machen. Ein wunderbares Lied ist Shtil, die nakht iz oysgeshternt, das von einem Widerstandskämpfer geschrieben wurde, der sehr jung zu Tode gekommen ist. Er hat auch Sog nit keynmol, as du gejsst dem letzn Weg verfasst, eines der wichtigsten Lieder des jüdischen Widerstands (gemeint ist Hirsch Glik, der mit 24 Jahren 1944 im Kampf gegen die deutschen Truppen starb – Anmerkung von mir). …“

Aus Esther Bejarano, Erinnerungen,
Vom Mädchenorchester in Auschwitz zur Rap-Band gegen rechts
Hrsg. Von Antonella Romeo

Esther Bejarano & Coincidence – Shtil, di nakht is oysgeshternt
https://www.youtube.com/watch?v=_gOxOFVVG4A

Sage nie, Du gehst den letzten Weg, Esther Bejarano und die Microphone Mafia
https://www.youtube.com/watch?v=-wmcZFnPuFI

Schläft die Demokratie?

Geschichtsvergessenheit? Schlafmützigkeit? Gleichgültigkeit? 

Die demokratischen Parteien im Bundestag  haben in der vergangenen Woche zugelassen , dass ausgerechnet die AfD Zugriff auf den Vorsitz der Bundestagsausschüsse für Inneres, Gesundheit und Wirtschaftliche Zusammenarbeit bekommt. Auch die OMAS GEGEN RECHTS Deutschland-Bündnis haben in einem offenen Brief und einer Presseerklärung darauf reagiert:

Presseerklärung

OMAS GEGEN RECHTS

im Deutschland-Bündnis

c/o Regionalgruppe Kiel

In einem Schreiben an die parlamentarischen Geschäftsführer*innen sprechen sich die OMAS GEGEN RECHTS Deutschland-Bündnis gegen die Überlassung wichtiger Positionen in zentralen Bundestagsausschüssen an Abgeordnete der AfD aus.

Angesichts der zunehmenden Radikalisierung der AfD und ihrer Anhängerschaft sei dieses Verfahren grob fahrlässig. Eine Demokratie, so äußert sich das Bündnis, müsse nicht nur wehrhaft sondern vor allem auch wach sein.

Offener Brief

Wunsch und Wirklichkeit – Artikel 2 der Menschenrechte

Artikel 2

Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.

Des weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebietes, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.

Unsere Autorin äußert hier ihre persönliche Meinung:

Als die Vollversammlung der Vereinten Nationen sich im Dezember 1948 darauf einigte, dass alle eine Welt wollten, in der niemand diskriminiert wird, war das  Entsetzen über die Gräuel im nationalsozialistischen Deutschland und den von ihm besetzten Ländern noch frisch.  Die Bereitschaft, diesen Wunsch zu verwirklichen und die Gleichheit aller Menschen in der Lebensrealität ankommen zu lassen, ist jedoch wie wir alle täglich in den Nachrichten sehen, eher gering.  Auch hier klafft ein Abgrund zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Mag zum Beispiel die Gleichberechtigung der Geschlechter in den Industriestaaten Mitteleuropas weitgehend verwirklicht sein, so ist sie in anderen Teilen der Welt noch – oder, wie beispielsweise in Afghanistan – wieder ein kühner Traum.

Hier sind Politik und Zivilgesellschaft gefordert: Die Gleichberechtigung von Frauen muss endlich eine Grundbedingung für wirtschaftliche Zusammenarbeit werden. Und, wenn ich noch weiter träumen darf: Wo Menschen systematisch ausgegrenzt werden, wegen ethnischer Identität, ihrer Religion, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, darf es keine „Normalität“ in den kulturellen, sportlichen und wirtschaftliche Beziehungen geben.

 

73 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen. „
so lautet der 1. Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Diese Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen wurde am 10. Dezember 1948 im Palais de Chaillot in Paris verkündet. Seitdem wird dieser Tag als „Tag der Menschenrechte“ begangen.
Auch nach 73 Jahren ist die Menschheit noch immer weit davon entfernt, diese Rechte für alle durchzusetzen.
Millionen von Menschen werden tagtäglich weltweit elementare Grundrechte vorenthalten. Dabei wird immer deutlicher, dass Umweltschutz und gerechte Verteilung der Ressourcen eine große Bedeutung haben. Ungerechte Verhältnisse und Kriege führen zu Tod und Zerstörung, zu Hunger und Not der Bevölkerung. Sie sind Ursache für Flucht und Vertreibung von Millionen von Menschen. Derzeit sind 70 Millionen Menschen auf der Flucht.
Der Tag der Menschenrechte soll uns daran erinnern, uns gegen rassistische und faschistische Tendenzen,, für eine gerechte Asylpolitik, gegen Krieg und für Abrüstung, für die Gleichberechtigung der Geschlechter, für menschengerechte Lebens-und Arbeitsbedingungen überall auf der Welt, und auch bei uns in Deutschland einzusetzen.
Jeder Tag muss ein Tag der Menschenrechte sein. Denn Hautfarbe, soziale Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religion, Überzeugung oder Staatsangehörigkeit dürfen kein Grund für Benachteiligung im gesellschaftlichen Zusammenleben sein.
Wir wollen eine solidarische Gesellschaft, in der die Menschenrechte nicht nur auf dem Papier stehen.