Attila Jószef gehört zu den bedeutendsten Dichtern Ungarn im 20. Jahrhundert. 1905 wurde er in einfachen Verhältnissen geboren. Seinen Besuch eines Gymnasiums musste er durch verschiedene Arbeiten finanzieren. 1922 erschien sein erster Gedichtband; zu diesem Zeitpunkt war er noch Unterprimaner. Immer wieder geriet er mit seiner fortschrittlichen Dichtung in Schwierigkeiten; so konnte er zum Beispiel die angestrebte Lehrerlaufbahn nicht einschlagen. Er begann in Szeged, Ungarisch, Französisch und Philosophie zu studieren, lebte ein paar Jahre in Wien, dann in Paris, schlug sich mit kleinen Arbeiten durch. 1927 trat er in die kommunistische Partei Ungarns ein, aus der er später wegen seines Interesses an den Freudomarxismus (Der Freudomarxismus ist eine Gesellschaftstheorie, die aus einer Verbindung der Theorien von Sigmund Freud und Karl Marx den 1920er Jahren entstanden ist.) ausgeschlossen wurde. Jòszef litt in seinen späten 20ern an starken Depressionen; 1937, im Alter von 32 Jahren, beendet er sein Leben.
Dies ist eins meiner Lieblingsgedichte:
Die künftigen Menschen
Die künftigen Menschen werden Kraft
und Zartheit sein.
Sie werden die eiserne Maske der Wissenschaft
zerbrechen,
um die Seele auf dem Antlitz des Wissens sichtbar
zu machen.
Sie werden Brot und Milch küssen
und mit der Hand, die das Haupt des Kindes
streichelt,
aus dem Gestein Metalle und Eisen schürfen.
Mit den Gebirgen werden sie Städte errichten.
Ohne Hast werden ihre riesigen Lungen
Gewitter und Stürme einatmen,
und die Ozeane werden ruhen.
Immer erwarten sie den unerwarteten Gast
und haben für ihn gedeckt
den Tisch und auch ihr Herz.
Möget ihr ihnen ähnlich sein,
daß eure Kinder mit Lilienfüßen
unschuldig das Blutmeer durchschreiten,
das zwischen uns liegt
und ihnen.
26.05.20 -mf-