Konstantin Wecker liest für die German Doctors

Konstantin Wecker

Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
vielleicht habt ihr ja Zeit und Lust, euch dieses wirklich schöne „Märchen vom Glück“ von Erich Kästner anzuhören.
Ich habe es für German Doctors aufgenommen, die mich darum gebeten haben, etwas zu lesen, um damit auf ihre wichtige Arbeit aufmerksam zu machen.
Die German Doctors sind eine inter­national tätige Nicht­regierungs­organisation. Sie leisten ehren­amtliche Arzt­einsätze in Ent­wicklungs­ländern und helfen dort, wo das Elend zum All­tag gehört.
Mich hat diese Märchen von Erich Kästner schon vor vielen Jahren verzaubert. Es ist eine dieser Geschichten, die einen dazu auffordern innezuhalten, um über das Hamsterrad, in dem wir uns meistens befinden, wieder mal intensiv nachzudenken

 

https://www.youtube.com/watch?v=a6172g-mrew

Literaturtipp: Lyrik von Attila Jòszef

Attila Jószef gehört zu den bedeutendsten Dichtern Ungarn im 20. Jahrhundert. 1905 wurde er in einfachen Verhältnissen geboren. Seinen Besuch eines Gymnasiums musste er durch verschiedene Arbeiten finanzieren. 1922 erschien sein erster Gedichtband; zu diesem Zeitpunkt war er noch Unterprimaner. Immer wieder geriet er mit seiner fortschrittlichen Dichtung in Schwierigkeiten; so konnte er zum Beispiel die angestrebte Lehrerlaufbahn nicht einschlagen. Er begann in Szeged, Ungarisch, Französisch und Philosophie zu studieren, lebte ein paar Jahre in Wien, dann in Paris, schlug sich mit kleinen Arbeiten durch. 1927 trat er in die kommunistische Partei Ungarns ein, aus der er später wegen seines Interesses an den Freudomarxismus (Der Freudomarxismus ist eine Gesellschaftstheorie, die aus einer Verbindung der Theorien von Sigmund Freud und Karl Marx  den 1920er Jahren entstanden ist.) ausgeschlossen wurde. Jòszef litt in seinen späten 20ern an starken Depressionen; 1937, im Alter von 32 Jahren, beendet er sein Leben.

Dies ist eins meiner Lieblingsgedichte:

Die künftigen Menschen

Die künftigen Menschen werden Kraft

und Zartheit sein.

Sie werden die eiserne Maske der Wissenschaft

zerbrechen,

um die Seele auf dem Antlitz des Wissens sichtbar

zu machen.

Sie werden Brot und Milch küssen

und mit der Hand, die das Haupt des Kindes

streichelt,

aus dem Gestein Metalle und Eisen schürfen.

Mit den Gebirgen werden sie Städte errichten.

Ohne Hast werden ihre riesigen Lungen

Gewitter und Stürme einatmen,

und die Ozeane werden ruhen.

Immer erwarten sie den unerwarteten Gast

und haben für ihn gedeckt

den Tisch und auch ihr Herz.

Möget ihr ihnen ähnlich sein,

daß eure Kinder mit Lilienfüßen

unschuldig das Blutmeer durchschreiten,

das zwischen uns liegt

und ihnen.

26.05.20 -mf-